 Linkages und implizites Wissen als Determinanten
wirtschaftlicher Entwicklung
Eine theoretische Analyse illustriert am Beispiel Ostdeutschland
Florian Mayer-Hasselwander
"Hochschulschriften", Band 67, Marburg: Metropolis, 2000.

Kurzzusammenfassung
Seit 1996 hat sich in Ostdeutschland der Pro-Kopf-Abstand zur westdeutschen
Wirtschaftsleistung kaum verringert. Diese relative Stagnation widerspricht der
neoklassischen Konvergenzthese, nach der die vergleichsweise niedrige
Kapitalintensität im Osten zu einem Renditevorteil für private Investitionen
und damit zu einer höheren Wachstumsrate führen müßte. Der Verfasser nimmt
dieses Phänomen zum Anlaß, einen alternativen Ansatz zur Erklärung regionaler
und nationaler Entwicklungsprozesse zu präsentieren, aus dessen Sicht die
aktuelle Stagnation eine logische Konsequenz aus der besonderen Qualität des
Wachstums ist, das in den ersten Jahren in Ostdeutschland dominiert hat. Der
Verfasser berücksicht dabei in seiner Theorie den Raum als wesentlichen Einflußfaktor.
Seine Theorie basiert einerseits auf einer modernen Variante des »Linkages«-Begriffs,
der im Zentrum von Albert Hirschmans klassischer Entwicklungstheorie aus den
50er Jahren steht, zum anderen auf dem Begriff des »impliziten Wissens«. »Linkages«
als auch »implizites Wissen« bedingen eine räumlich polarisierte, sich selbst
verstärkende Wirtschaftsentwicklung und stabilisieren so eine einmal gewachsene
regionale und sektorale Wirtschaftsstruktur. Demgegenüber sehen sich
strukturschwache Regionen schwer überwindbaren Barrieren gegenüber, da das
Renditegefälle trotz niedriger Lohnkosten tendenziell zugunsten der bestehenden
Agglomerationszentren ausfällt. Auf diese Weise lassen sich persistente
Wohlstandsunterschiede zwischen Regionen erklären, ohne z.B. auf die Wirkung
institutioneller Faktoren abheben zu müssen. Auch die in Ostdeutschland und
anderen strukturschwachen Regionen typischerweise eingesetzten
Politikinstrumente erscheinen vor dem Hintergrund dieser Theorie in einem neuen,
wenig vorteilhaften Licht.

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