
Arbeitsteilung und soziale Identität in der Theorie der Unternehmung
Thorsten Gliniars
"Hochschulschriften", Band 89, Marburg: Metropolis, 2004

Kurzzusammenfassung
Es
ist offensichtlich, dass Gruppenprozesse in Unternehmungen eine große Rolle
spielen. Die vorliegende Arbeit gibt eine institutionenökonomische Erklärung,
warum die Theorie der Unternehmung eng mit den traditionellen soziologischen
Argumenten zur Entstehung gesellschaftlicher Phänomene aus Arbeitsteilung
verbunden ist und warum gerade die soziale und psychologische Interaktion
innerhalb von Arbeitsgruppen der entscheidende Unterschied zwischen dem Markt
und der Unternehmung ist.
Aus Arbeitsteilung folgt zwangsläufig die Erfordernis zur Koordination der
arbeitsteiligen Leistungen. Eine solche Koordination spezialisierter Tätigkeiten
kann im institutionellen Rahmen sowohl vom Markt als auch der Unternehmung
geleistet werden. Die Antwort auf die Frage welche Institutionalisierung sich im
Wettbewerbsprozess durchsetzen wird, fährt aufgrund der methodischen
Verhaltensinterpretation auf der Basis des Individualismus schnell zum
Zentralisierungsparadox.
Aufgrund dieser methodologischen Schwäche der traditionellen Theorie der
Unternehmung wird vorgeschlagen, vom Konzept des Individualismus Abstand zu
nehmen und stattdessen kontextabhängiges Individualverhalten zu unterstellen.
Hieraus kann eine aufgabenspezifische Interpretation der Unternehmung
hergeleitet werden, deren Vorteil im institutionellen Wettbewerb gerade in der
Art der zu koordinierenden Leistungen begründet liegt.
Diese grundsätzlichen Überlegungen bilden den Rahmen für die vorgeschlagene
analytische Formulierung einer unternehmensinternen Verhaltensmotivation der
Mitarbeiter, die auf der Existenz einer gemeinsam geteilten sozialen Identität
beruht. Insbesondere wird vorgeschlagen, das kontextabhängige Verhalten der
Individuen innerhalb einer, als Gruppenproduktion organisierten, Unternehmung in
Form einer endogenen Leistungs- und Anreiznorm zu fassen, die vom Markt gerade
nicht angesprochen werden können.
Diese Formulierung der Motivation des Individualverhaltens innerhalb einer
Unternehmung wird in Verbindung mit dem Multitasking-Ansatz, dem
Gift-Exchange-Ansatz, einem partialanalytischen Arbeitsmarktmodell und einem
Zwei-Sektoren-Modell gebracht und zeigt mehr oder weniger weitreichende
Konsequenzen der ökonomischen Analyse auf.

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