Meine Ansicht

 

"Die Arbeitslosigkeit bei den weniger qualifizierten Arbeitskräften ist höher als bei den qualifizierten. Um die Arbeitslosigkeit bei den weniger qualifizierten Arbeitskräften zu bekämpfen, müssen die Löhne für die weniger qualifizierten Arbeitskräfte gesenkt werden."

Die Beobachtung, daß die weniger qualifizierten Arbeitskräfte in stärkerem Maße von der Arbeitslosigkeit betroffen sind als die besser qualifizierten, ist richtig. Daß sich die  Arbeitslosigkeit der gering qualifizierten durch Lohnsenkungen im Niedriglohnbereich bekämpfen ließe, ist falsch oder zumindest sehr fraglich. Der Effekt dürfte, wenn er überhaupt eintritt, sehr gering sein.


Tatsächlich wird sich auf die Dauer immer ergeben, dass weniger qualifizierte Arbeiter stärker von der Arbeitslosigkeit betroffen sind als die höher qualifizierten Arbeitskräfte, unabhängig von ihrer Bezahlung. Die qualifiziertesten Bewerber bewerben sich zunächst um die besten Jobs. Die besten von ihnen werden genommen, die verbleibenden Bewerber bewerben sich um etwas weniger guten Jobs und werden dort genommen, wobei sie die noch weniger qualifizierten Bewerber verdrängen. Diese bewerben sich dann auf weniger qualifizierte Stellen und verdrängen dort die noch schlechteren Bewerber, u.s.w. Schließlich bleiben die am schlechtesten qualifizierten Arbeitskräfte arbeitslos, unabhängig davon, ob sie nun etwas besser oder schlechter entlohnt werden müssten.


Wenn man nun die Löhne der weniger qualifizierten Arbeitskräfte senkt, so ändert sich an diesem Mechanismus nichts. Stets werden die am wenigsten qualifizierten Arbeiter verstärkt von Arbeitslosigkeit betroffen sein.


Eine Lohnsenkung für die weniger qualifizierten Arbeitskräfte führt zu einer Kostensenkung bei den Produkten, die von den weniger qualifizierten Arbeitskräften hergestellt werden. In dem Maße, in dem diese Produkte nun mehr gekauft werden, werden auch mehr geringqualifizierte Arbeitskräfte eingestellt. In gleichem Maße geht aber auch die Nachfrage nach den Produkten zurück, die nun nicht mehr gekauft werden, weil die mit verbilligter Arbeit hergestellten Produkte billiger geworden sind. In diesen Bereichen geht dann die Beschäftigung zurück und die in diesen Bereichen freigesetzten Arbeitskräfte verdrängen wiederum die weniger qualifizierten Arbeitskräfte, wie oben beschrieben.


Dabei ist nicht klar, ob bei Verschiebung der Kaufkraft von den teuren Produkten zu den billigen Produkten  mehr oder weniger zusätzliche Arbeitsplätze entstehen als vernichtet werden. Einerseits wird die Nachfrage, die einen teuren Arbeiter lohnend macht, die Anstellung von mehr als einem billigen Arbeiter lohnend machen; andrerseits aber sind die teuren Arbeitsplätze stärker kapitalisiert als die billigen Arbeitsplätze. Ein Wegfall der teuren Arbeitsplätze führt damit zu einem stärkeren Rückgang der abgeleiteten Nachfrage nach den Gütern, die zur Ausstattung eines teuren Arbeitsplatzes erforderlich sind. So kann die Beschäftigung durch Absenkung der Niedriglöhne sowohl steigen wie auch fallen - das ist unklar. Die quantitative Wirkung einer solchen Maßnahme wird aber unbedeutend sein.
 

 

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November 2003 

 



 


 

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